Das 5-Stufenmodell der Eskalation/ Eskalationstreppe

Das 5-Stufenmodell der Eskalation/ Eskalationstreppe

Dieses Modell beschreibt das Vorgehen, wie eine Eskalation eines Konfliktes ausgehen könnte. Es ist grundsätzlich anzumerken, dass eine Eskalation sowohl in einem 3-Stufigen Modell (verkürzt nach Glasl), als auch in diesem 5-Stufigen Modell, oder einem 9 Stufigen Modell (nach Glasl) dargestellt werden kann. Wir haben uns hierzu entschieden, nur das 5-Stufenmodell darzustellen. Die anderen beiden Modelle sind fachlich absolut richtig, allerdings nicht primär Prüfungsrelevant.

Das Modell beschreibt, dass sich eine Eskalation immer stufenweise zuspitzen kann. Über die einzelnen Stufen können wir erkennen, wie sich eine Situation zu einer Eskalation wandeln kann und wie schnell der Weg „in den Abgrund“ führen kann.

Diese Stufen werden wie folgt beschrieben:

Emotionalisierung

Die erste Stufe umschreibt, dass eine Situation die beteiligten nicht nur auf einer sachlichen Ebene trifft, sondern eine Gefühlsreaktion in Kraft gesetzt wird. In dieser Stufe ist also keine sachliche Auseinandersetzung zu erwarten, sondern ein- oder mehrere Beteiligte lassen sich emotional mitreißen.

Personalisierung

In der zweiten Stufe geht es darum, dass die Beteiligten den Konflikt auf sich persönlich beziehen. Es geht also nicht mehr um eine Auseinandersetzung gegen zum Beispiel die Uniform des Mitarbeiters, sondern der Mitarbeiter fühlt sich in diesem Konflikt persönlich angesprochen werden.

Legitimierung

Die Fronten sind klar und handeln wird in dieser Stufe Pflicht. Um einen Gesichtsverlust zu vermeiden, ergreifen die Kontrahenten nun entsprechende Maßnahmen.

Radikalisierung

Drohstrategien und Beleidigungen sind in dieser Stufe an der Tagesordnung. Der Weg führt unweigerlich dazu, dass beide Parteien drohen ihr Gesicht zu verlieren.

Gewalt

Egal was vorher der Auslöser gewesen ist, nun wird es auch körperlich. Der vorangegangene Konflikt bzw. dessen Ausgang ist stärker in die Anwendung von Gewalt eingebunden, als der Auslöser für die Konfliktsituation. Es geht, nach Glasl, gemeinsam in den Abgrund.


Anbei reiche ich Ihnen noch eine Skizze, um das Modell besser verstehen zu können.

Das Eisenhower Prinzip

Das Eisenhower Prinzip

Das Eisenhower-Prinzip umschreibt die Aufteilung von verschiedenen Aufgaben in Kategorien. Sind diese einmal dort erfasst, lasse4n sich die Aufgaben ihrer Wichtigkeit nach, zuordnen.

In welche Bereiche wird unterteilt?

Die 4 verschiedenen Zuteilungsbereiche sind:

  1. Wichtig
  2. Unwichtig
  3. Eilig
  4. Nicht Eilig

In einer Grafik, können Sie sich diese Methodik folgendermaßen vorstellen:

WichtigUnwichtig
Eilig
Nicht Eilig

Wie geht es jetzt weiter?

Ihre Aufgabe ist es nun, einzelne Aufgaben in die jeweiligen Kästchen einzutragen. Eine Aufgabe kann entweder wichtig oder unwichtig sein und zur gleichen Zeit, ist sie entweder Eilig oder nicht eilig. Wir nähern uns diesem Modell einmal anhand eines Beispiels. Sie möchten sich für eine neue Stelle für die Fachkraft für Schutz und Sicherheit bewerben. Dazu sind mehrere Aufgaben zu erledigen:

  1. Lebenslauf aktualisieren
  2. Mit dem Partner darüber sprechen
  3. Bekleidung auswählen für das Vorstellungsgespräch
  4. Abgleich der geforderten Fertigkeiten und Ihren Fähigkeiten
  5. Den alten Arbeitsplatz kündigen
  6. Den neuen Arbeitsvertrag unterschreiben
  7. Recherche über die Firma betreiben
  8. Die eigenen Zertifikate kopieren
  9. Bewerbung absenden

Das ist eine ganz schön lange Liste an Aufgaben, welche wir nun einmal in die Tabelle eintragen wollen:

WichtigUnwichtig
EiligLebenslauf aktualisieren
Abgleich der geforderten Fertigkeiten und Ihren Fähigkeiten
Die eigenen Zertifikate kopieren
Bewerbung absenden
Mit dem Partner darüber sprechen
Nicht EiligRecherche über die Firma betreiben
Den neuen Arbeitsvertrag unterschreiben
Den alten Arbeitsplatz kündigen
Bekleidung auswählen für das Vorstellungsgespräch

Nun haben wir alle Aufgaben eingetragen und können sie ihrer Wichtigkeit und Dringlichkeit nach, bearbeiten. Viele der genannten Aufgaben, fallen erst bei einem Vorstellungsgespräch an, wie zum Beispiel die Bekleidung. Diese Aufgaben sind also nicht das, was wir als erstes durchführen sollten. Als erstes werden die wichtigen und eiligen Aufgaben gelöst, dann die unwichtigen- aber eiligen Aufgaben und dann folgen die wichtigen- aber nicht eiligen Aufgaben. Erst zum Schluss kümmern wir uns um die unwichtigen und nicht eiligen Aufgaben.

KLAUSUR als Deeskalation Hilfe

KLAUSUR als Deeskalation Hilfe

Um Richtig auf eine Konfliktsituation vorbereitet zu sein, empfiehlt es sich das Akronym KLAUSUR zu berücksichtigen. Wir nutzen dieses System immer dann, wenn wir abschätzen wollen ob unsere Eigensicherung gegeben ist

Was bedeutet KLAUSUR?

Klausur bedeutet:

Kräfteverhältnis

L-Stellung

Abstand

Umgebung

Sprache

Unterarme/ Hände

Rückzug

Wie wenden wir KLAUSUR an?

Zunächst messen Sie das Kräfteverhältnis zwischen Aggressoren und Sicherheitsmitarbeitern. Sollte das Kräfteverhältnis zu Ihren Ungunsten ausfallen, sollten Sie bereits im Vorfeld über Verstärkung nachdenken, oder diese ggf. rufen.

Der Zweite Schritt gilt der Feststellung, Welche Stellung Sie um die Angreifer einnehmen sollten. Zur Auswahl stehen Ihnen die L-stellung, V-Stellung, I-Stellung, S-Stellung, Z-Stellung und die Trapezstellung, je nach Lage und Szenario.

Im dritten Schritt prüfen Sie, welchen Abstand Sie einnehmen sollten. Zum Einen im Rahmen der Distanzzonen und zum Anderen um den Eigenschutz gegenüber eines plötzlichen Angriffs gewährleisten zu können.

Im vierten Schritt prüfen Sie, wie die Umgebung beschaffen ist. Könnten noch weitere Aggressoren zum Schauplatz eintreffen. Sympathisieren ggf. andere mit dem Täter die die Lage unübersichtlich machen könnten?

Im fünften Schritt wählen Sie eine Sprache die freundlich aber bestimmend auf den Aggressor einwirkt. Es geht also hier darum, dass Sie die Situation mit Ihrer Sprachlichen Ausdrucksweise deeskalieren können.

Im sechsten Schritt geht es wieder um den Eigenschutz. Halten Sie Ihre Hände so vor dem Körper, dass es aussieht als hielten Sie ein offenes Buch. Dies zeigt zum Einen eine deeskalierende Haltung dem Anderen gegenüber, Sie können allerdings auch frühzeitig Ihre Hände dazu nutzen Ihren Kopf oder Körper schützen zu können.

Im letzten Schritt sollten Sie sich immer die Möglichkeit einräumen, einen taktischen Rückzug durchzuführen. Der Sinn und Zweck des Rückzugs sollte es allerdings lediglich sein, sich neu zu formieren – oder die Situation neu zu ordnen.

Das ALPEN-Modell/ die ALPEN-Methode

Das ALPEN-Modell/ die ALPEN-Methode

Eine weitere Methode für ein geeignetes Zeitmanagement, ist die sogenannte ALPEN-Methode. Auch diese stellt, wie so oft, ein Akronym dar und soll Ihnen eine Ablaufstruktur ermöglichen, um zielgerichtet und zeitlich mit allem abschließen zu können.

Was bedeutet denn überhaupt ALPEN-Modell?

Das Alpenmodell, gliedert sich wie folgt:

Aufgaben ausschreiben
Leistungszeitraum festlegen
Pufferzeit einbauen
Entscheidungen treffen
Nachprüfung ermöglichen

Wie kann man das ALPEN Modell richtig anwenden?

Wir machen folgendes Beispiel auf: Sie sind am Samstag zu Hause und wollen mehrere Dinge am besten gleichzeitig erledigen, damit Sie pünktlich um 18:00 Uhr zu Freunden kommen.

Sie wollen folgendes machen: Einkaufen, Wäsche waschen, Staubsaugen, etwas Essen und sich fertig machen

Aufgaben aufschreiben:

Diese Liste fertigen wir also an:

Einkaufen

Wäsche waschen

Staubsaugen

Essen

Fertig machen und losfahren

Leistungszeitraum:

Wir legen fest was wie lange dauern wird:

Einkaufen dauert in etwa 60 min

Wäsche waschen dauert in etwas 45 min plus 15 Minuten aufhängen

Staubsaugen dauert in der Regel 15 Minuten

Essen dauert in der Regel 30 Minuten

Fertig machen und losfahren dauert in der Regel auch 30 min

Pufferzeiten:

Nun legen Sie Pufferzeiten fest, falls etwas länger dauern könnte:

Einkaufen 60+15 Stau oder ähnliches

Wäsche waschen 60+10 Aufhängen der Wäsche könnte länger dauern

Staubsaugen 15+2 vielleicht müssen Sie etwas verräumen vor dem Saugen

Essen 30+10 falls Sie doch länger am Herd stehen sollten

Fertig machen 30+15 Vielleicht möchten Sie sich noch einmal umziehen oder die Haare sitzen nicht richtig

Entscheidungen treffen

Jetzt bringen wir die Aufgaben in eine sinnvolle Reihenfolge:

Wäsche anstellen- die Wäsche wäscht schließlich auch ohne Sie

Einkaufen fahren- hierzu müssen Sie das Haus verlassen und die Wäsche ist fertig wenn Sie wieder kommen

Essen- Nun wäre es wirklich zu Essen, um auch diesen Punkt fertig abzuschließen

Saugen- nachdem die Wäsche hängt und das Essen gekocht und gegessen ist, laufen Sie nicht mehr Gefahr das irgendwo etwa noch einmal verschmutzt

Als letztes machen Sie sich für den Nachmittag bei Ihren Freunden fertig und alles hat sehr gut funktioniert.

Nachkontrolle ermöglichen

Durch Ihre Pufferzeiten, ist die Uhr ihr ständiger Begleiter. Sie können selbst kontrollieren ob Sie etwas trödeln, oder ob Sie ggf. bereits vor Ihrer Zeit liegen.

Das ALPEN-Modell soll Ihnen also eine Möglichkeit einräumen, zielgerichtet und effizient Arbeiten so abzulegen, dass Sie mit allem pünktlich fertig werden.

Das STOP-Konzept

Das STOP-Konzept

Das STOP-Konzept ist ebenfalls ein Akronym, für die Deeskalationsmethodik. Sinn und Zweck ist hier, einmal zu prüfen ob Sie der oder die Richtige für die jeweilige Situation sind und ob Sie es schaffen, diese Situation möglichst ohne eine Eskalation zu bewältigen.

Was bedeutet das STOP-Konzept überhaupt?

Situation beurteilen

Temperament zügeln

Optimismus zeigen

Personalisieren (In die Lage des anderen versetzen)

Wie soll das STOP-Konzept in der Sicherheitsbranche angewandt werden?

Schritt eins: Bewerten Sie die Situation aus einer neutralen Position. Stellen Sie sich vor, sie schwebten wie ein Vogel darüber und beobachten einfach nur, was in dieser Situation geschehen sein könnte und welche Maßnahmen Sie hieraus ableiten können.

Zügeln Sie ihr eigenes Temperament. Sind Sie ggf. persönlich betroffen/ oder fühlen sich eher mit dem Opfer solidarisiert als mit dem Täter? Dann bewahren Sie Ruhe. Eine Situation wird dadurch nicht besser, nur weil Sie ebenfalls emotional reagieren. Dies führt im Gegenteil, eher zu einer größeren Ausweitung und dann zu einer entsprechenden Eskalation.

Sein Sie optimistisch. Egal wie ausweglos oder aggressiv die Stimmung sein mag, in den meisten Fällen. lässt sich eine Eskalation vermeiden. Geben Sie auch dem Anderen diesen Hinweis, viele Konflikte entstehen aus der Angst heraus was nun folgen könnte. Klären Sie aber auf was kommt, auch dass Sie sich eine ruhige Klärung der Lage wünschen, kann dies für den Anderen deeskalierend wirken.

Zeigen Sie Verständnis. Versetzen Sie sich in die Lage der Person und ergründen Sie warum die Person sich so verhalten hat. Oft sind es nur zwei Seiten derselben Medaille, die in solchen Situationen aufeinander treffend sind. Nehmen Sie einen Familienvater der etwas zu Essen stahl, um dies seinen Kindern zu geben. Dies ist absolut nicht der richtige Weg, aber die Beweggründe sind sicherlich nachvollziehbar. Das bedeutet nicht, Sie sollen Ihre Arbeit nicht wahrnehmen- Sie bewältigen den Fall einfach nur ein wenig ruhiger.

Das SMART Modell

Das SMART Modell

Im Bereich Situationsgerechtes Verhalten ist eine Fachkraft für Schutz- und Sicherheit unter anderem auch mit der Planung bestimmter Prozesse betraut. Um eine vernünftige Planungsstruktur entwickeln zu können, kann unsere Fachkraft für Schutz- und Sicherheit das sogenannte SMART-Modell, oder SMART-Prinzip zu Rate ziehen. SMART ist, wie in vielen Fällen ein sogenanntes Akronym. Das bedeutet, die einzelnen Buchstaben, haben eine eigene Bedeutung:

S: Spezifisch

M: Messbar

A: Attraktiv

R: Realistisch

T: Terminiert

Wie kann ich das SMART Modell anwenden?

Um das SMART- Modell anzuwenden, müssen wir erst einmal erklären, was mit den einzelnen Unterpunkten überhaupt gemeint ist.

Spezifisch bedeutet, dass wir uns Ziele ganz klar definieren. Wir nennen das Kind also direkt beim Namen.

Messbar bedeutet, dass wir eine Möglichkeit haben müssen- Zwischenschritte sollten für Sie nachvollziehbar und auch messbar sein.

Attraktiv: Wenn Sie ein Ziel definieren wollen, dass sollte es so attraktiv sein, dass es auch als erstrebenswert gilt. Sollte das Ziel gar nicht spannend oder attraktiv sein, warum dann die Mühe?

Realistisch: Nach den Sternen greifen ist immer eine wunderbare Sache, allerdings sollte das Ziel nicht außerhalb Ihrer Range liegen. Setzen Sie nur Ziele die erreichbar sein können. Alles andere Demotiviert und die Arbeitsleistung nimmt schnell ab.

Terminiert: Halten Sie Termine ein! Setzen Sie sich Zwischentermine und überprüfen Sie immer wieder, ob Sie diese Zwischenziele zeitlich fertig abschließen. Ziehen Sie hierzu auch gerne die Netzplantechnik zu Rate, diese ergänzt diesen Punkt wunderbar.

Wir wenden unser SMART Modell einmal an:

Wir möchten gerne fünf Mitarbeiter als Interventionskraft bei einem Kunden unterbringen. Die Fortbildung hierzu steht noch aus, wir haben uns also an einen Bildungsträger gewandt. Dieser Teilt und uns, die Fortbildung dauert 3 Tage und die Auswertung weitere 2-3 Wochen. Nun überprüfen wir mit dem SMART Modell:

S: Wir definieren die Messgröße 5 (Mitarbeiter) und Fortbildung Interventionskraft als Spezifisches Ziel

M: Die Mitarbeiterzahl 5 und eine bestandene Fortbildung, sind messbare Größen

A: Das Ziel ist attraktiv für Sie (Sie können gutes Personal qualifiziert einsetzen) und Ihre Mitarbeiter haben die Möglichkeit, sich weiterzubilden.

R: Das Ziel ist realistisch, die Prüfungsinhalte unterscheiden sich nicht wesentlich von der Sachkundeprüfung gemäß §34a der Gewerbeordnung und über diese verfügen Ihre Mitarbeiter bereits

T: Die Termine müssen so stattfinden, dass zum Zeitpunkt des Auftragsbeginns alle 5 Mitarbeiter über eine bestandene Prüfung verfügen und Ihnen diese für die Durchsicht des Kunden vorliegt. Hierzu sollten Sie folgende Aspekte berücksichtigen: Lehrgangszeit, Wertungszeit und Wiederholungsprüfung sollte jemand durchfallen.

Gutachten über für die Selbsthilfe des Besitzdieners

Gutachten über für die Selbsthilfe des Besitzdieners

In vielen Rechtsprüfungen der Fachkraft für Schutz und Sicherheit, ist das Prüfschema zur Selbsthilfe des Besitzdieners eine Aufgabe an den Prüfling. Auch dieses Gutachten beschreiben wir als Sonderform, weil es in seiner Struktur vom Grundgutachten abweicht.

Diese Gutachtenprüfform wollen hier einmal darstellen.

Dazu nehmen wir folgenden Sachverhalt an:

Sie sind einsetzt als Sicherheitsmitarbeiter im Objektschutz des Werkes der Firma FSS Holding GmbH. Zu Ihren Aufgaben gehören unter Anderen, die Kontrolle von einfahrenden Fahrzeugen und eintretenden Personen. Als Sie die Person A ansprechen und nach Ihrem Firmenausweis fragen antwortet diese :“ Du Arschloch kannst mich mal, ich zeige dir gar nichts!“ Sie und Ihr Kollege sprechen deeskalierend mit der Personen und verwehren Ihr den Einlass, weil Sie Ihnen kleine Legitimierung vorlegen will. 

Auf welches Ausnahmerecht können Sie sich berufen?

Hierzu ist die Herleitung von mehreren Paragrafen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch notwendig. Das Prüfverfahren ist wie folgt aufzuschlüsseln:

  1. Wer ist Besitzer im Sinne des §854 BGB?
  2. Wie ist der Sicherheitsmitarbeiter gemäß §855 BGB Besitzdiener geworden?
  3. War die Handlung des Täters eine Verbotene Eigenmacht gemäß §858 BGB?
  4. Welche Rechte hat der Besitzer gemäß §859 BGB bei Verbotener Eigenmacht?
  5. Welche Rechte hat der Besitzdiener gemäß §860 BGB bei Verbotener Eigenmacht?

Gutachten:

Gemäß §854 Übt die FSS Holding GmbH die tatsächliche Herrschaftsgewalt über das Werk aus, sie ist somit Besitzer gemäß §854 BGB.

Der Sicherheitsmitarbeiter übt die tatsächliche Herrschaftsgewalt im Auftrag der FSS Holding GmbH in deren Erwerbsgeschäft und in deren Auftrag aus, er ist Besitzdiener gemäß §855 BGB.

Der Täter handelte in Verbotener Eigenmacht gemäß §858 BGB (Wer den Besitzer in seinem Besitz stört handelt widerrechtlich), da er die Hausordnung des Besitzers missachtete.

Die FSS Holding GmbH hat gemäß §859 BGB das Recht sich gegen diese Verbotene Eigenmacht durch Entsetzung des Täters, ihres Grundstücks wieder zu bemächtigen.

Gemäß §860 BGB stehen dem Sicherheitsmitarbeiter als Besitzdiener in Ausübung seiner Tätigkeit, dieselben Rechte aus §859 BGB zur Verfügung.

Fazit:

Der Sicherheitsmitarbeiter könnte sich hier auf die Selbsthilfe des Besitzdieners gemäß §860 BGB berufen.

Gutachten Sonderprüfform Jedermannrechte

Gutachten Sonderprüfform Jedermannrechte

Nachdem wir uns einem normalen Gutachten für das Strafrecht gewidmet haben, schreiben wir nun ein Sondergutachten für einen Sachverhalt in welchem ein Jedermannsrecht angewendet wird. Diese Prüfung kann zwar auch in dem Schema des Grundgutachtens verfasst werden, ist allerdings nicht notwendig für die Prüfung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit. Hier zeigen wir dir ein entsprechendes Sondergutachten.

Dazu nehmen wir folgenden Sachverhalt an:

Sie sind einsetzt als Sicherheitsmitarbeiter im Objektschutz eines Werkes. Zu Ihren Aufgaben gehören unter Anderen, die Kontrolle von einfahrenden Fahrzeugen und eintretenden Personen. Als Sie die Person A ansprechen und nach Ihrem Firmenausweis fragen antwortet diese :“ Du Arschloch kannst mich mal, ich zeige dir gar nichts!“ Sie und Ihr Kollege sprechen deeskalierend mit der Personen und verwehren Ihr den Einlass, wenn Sie Ihnen kleine Legitimierung vorlegen will. Die Person holt mit der Faust aus und will Ihnen einen gezielten Faustschlag ins Gesicht versetzen. Sie wehren diesen Faustschlag mit einer Hebeltechnik ab und fixieren die Person mittels dieses Griffs. Ihr Kollege alarmiert zeitgleich die Polizei.

Auf welches Ausnahmerecht können Sie sich berufen?

Die Aufgabe stellt uns also vor die Frage, welches Jedermannsrecht hier zur Anwendung gekommen ist. Selbstverständlich könnten Sie hier auch die Allgemeine Selbsthilfe und deren Grenzen (§§229,230 BGB) prüfen, wir haben uns dafür entschieden die Notwehr und die vorläufige Festnahme zu prüfen.

Gutachten gesamt:

Im oben genannten Fall, könnte es sich um Notwehr gemäß §32 StGB und die Vorläufige Festnahme gemäß §127,1 StPO handeln, denn:

Gutachten Notwehr:

Notwehr ist diejenige Verteidigung die erforderlich ist, um einen gegenwärtigen rechtswidrigen Angriff abzuwenden.

Verteidigung

Wille: Der Sicherheitsmitarbeiter handelte in dem Willen sich zu verteidigen (kein Angriffswille)

Handlung: Der Hebelgriff sollte den Faustschlag der A unterbinden

Erforderlich

geeignet: Der Angriff wurde sofort abgewehrt und

geboten: Ein erneuter Angriff konnte durch den Hebelgriff unterbunden werden

Verhältnismäßig: Die Prüfung der zur Verfügung stehenden Mittel wurde beachtet, der Sicherheitsmitarbeiter hat ein mildes Mittel angewandt

Gegenwärtigkeit

Der Angriff der A fand zum Zeitpunkt der Notwehrhandlung grade statt. Eine Beendigung oder Rücktritt waren nicht zu erkennen

Rechtswidrig

Der Täter handelte rechtswidrig (versuchte Körperverletzung) und hatte für sein Handeln keine Rechtfertigung.

Gutachten Vorläufige Festnahme

Auf frischer Tat betroffen oder verfolgt: Der Täter wurde bei Begehung der Tat von dem Sicherheitsmitarbeiter gesehen, da dieser Opfer der Straftat (Körperverletzung gemäß §223 StGB) werden sollte.

Identität unklar oder Fluchtverdacht: Zum Zeitpunkt der Tat, waren dem Sicherheitsmitarbeiter die Personalien des Täters unklar. Start der Konfrontation welche letztlich in die Straftat führten, war die Feststellung der Personalien am Eingangstor.

Fazit:

Im oben genannten Fall hat der Sicherheitsmitarbeiter gemäß §32 Notwehr gehandelt und die anschließende Festnahme für Jedermann gemäß §127,1 StPO durchgeführt.

Beispiel Gutachten zum Lernen

Beispiel Gutachten zum Lernen

Um ein Beispiel für ein Gutachten erstellen zu können, nutzen wir folgenden Übungsfall:

Sie sind einsetzt als Sicherheitsmitarbeiter im Objektschutz eines Werkes. Zu Ihren Aufgaben gehören unter Anderen, die Kontrolle von einfahrenden Fahrzeugen und eintretenden Personen. Als Sie die Person A ansprechen und nach Ihrem Firmenausweis fragen antwortet diese :“ Du Arschloch kannst mich mal, ich zeige dir gar nichts!“ Sie und Ihr Kollege sprechen deeskalierend mit der Personen und verwehren Ihr den Einlass, wenn Sie Ihnen kleine Legitimierung vorlegen will.

Bewerten Sie das Verhalten der Person A strafrechtlich.

Schreiben wir also gemeinsam ein Gutachten für diesen Sachverhalt.

Zunächst prüfen wir, auf was wir überhaupt prüfen sollen. Hierzu steht in der Aufgabe „strafrechtlich“

Nun arbeiten wir das Gutachten, anhand unseres Schemas ab:

Welche Straftat haben wir erkannt?

Woran machen wir das fest?

Wie wird diese Tat verfolgt?

Handelt der Täter vorsätzlich?

Gibt es Sonderbereiche zu prüfen?

Hat der Täter Rechtfertigungen oder Entschuldigungsgründe anzuführen?

Ist ein Schuldausschluss erkennbar?

(Die folgenden Überschriften in dem Gutachten sind nur für dich zur besseren Übersicht, du musst diese nicht in der Prüfung aufschreiben.)

Einleitung zum Gutachten:

Im oben genannten Fall, könnte es sich um Beleidigung gemäß §185 STGB (Wer eine andere Person mündlich beleidigt wird bestraft) handeln, denn die Person A bezeichnet den Sicherheitsmitarbeiter als Arschloch (Missachtende Äußerung).

Verfolgung der Straftat und Deliktart:

Die Tat wird nur auf Antrag verfolgt, es ist Strafantrag gemäß §194 StGB zu stellen.

Vorsatzprüfung:

Der Täter handelte gemäß §15 StGB mit Wissen und Wollen (er antwortet dem Sicherheitsmitarbeiter direkt und will diesen verächtlich machen)

Sonderprüfungen:

-/-

Rechtfertigungsgründe, Entschuldigungsgründe, Schuldausschließungsgründe:

Der Täter hat für sein Handeln keine Rechtfertigung, Schuldausschließungsgründe und Entschuldigungsgründe, sind nicht zu erkennen.

Fazit:

Im oben genannten Fall, könnte es sich um Beleidigung gemäß §185 StGB handeln.

Wie schreiben wir ein Gutachten?

Wie schreiben wir ein Gutachten?

In den folgenden Einzelartikeln werden wir uns gezielt mit einem Gutachten- bzw. dem Gutachtenstil beschäftigen. Aufgabe der Fachkraft für Schutz und Sicherheit ist es in der AP01 Recht, genau diese zu verfassen.

Was bedeutet überhaupt Gutachten in diesem Zusammenhang?

Der Gutachtenstil in der rechtlichen Betrachtung stellt dar, wie sich ein Sachverhalt Straf- oder Zivilrechtlich zusammensetzt. Das Gutachten stellt unter der Berücksichtigung aller einzelnen Faktoren dar, in welchem Strafrechtlichen- oder Zivilrechtlichen Rahmen sich der Sachverhalt bewegen könnte. Hätte, würde und könnte sind dabei die ersten entscheidenden Wörter. Wir schreiben kein Urteil, sondern ein Gutachten. Das Gutachten unterscheidet sich in soweit maßgeblich vom Urteil, als dass es das Ende offen lässt.

Einzige Ausnahme bildet ein Gutachten zu den Jedermannrechten. Wendet der Sicherheitsmitarbeiter ein Ausnahmerecht in einem Fallbespiel an, so kann das Gutachten abschließend beurteilen. In allen anderen Fällen, bleibt das Gutachten wage und nicht abschließend.

Wie ist das Schema eines solchen Gutachtens aufgebaut?

  1. Im ersten Teil des Gutachtens, benennen wir die Straftat, die wir in der Begutachtung erkennen können. Hier ist das Gutachten bereits mit „könnte sehr wage formuliert“. Z.b. „Im oben genannten Fall, könnte es sich um Körperverletzung gemäß §223 StGB handeln.“
  2. Dann folgen die Tatbestände, welche sich in dem Sachverhalt widerspiegeln. z.B. „(Wer eine andere Person in der Gesundheit schädigt)“
  3. Export aus dem Text. Hier erläutert das Gutachten, wo sich das Tatbestandsmerkmal im Sachverhalt finden lässt. Z.B. „Denn A schlägt dem B mit der Faust gegen den Kopf!“
  4. Wie wird der Delikt verfolgt? „Die Tat wird auf Antrag verfolgt/ Die Tat wird von Amtswegen verfolgt“
  5. Wie ist die Vorgehensweise des Opfers? „Es ist Strafantrag gemäß §…StGB zu stellen/ Es ist Strafanzeige zu erstatten“
  6. Vorsatz und Fahrlässigkeitsprüfung
  7. Sonderprüfungsebene- Versuch und Vollendung, Täterschaften und Teilnahmen etc.
  8. Hat der Täter eine Rechtfertigung für sein Handeln?
  9. Hat der Täter eine Entschuldigung oder ist ein Schuldausschluss erkennbar?
  10. Fazit des Gutachtens
Nach oben